2:2 in der Nachspielzeit: Wenn Namen wie reine Poesie klingen

Otterstedt scheint uns zu liegen. Bereits im letzten Jahr konnten wir, damals noch in der 2. Kreisklasse unterwegs, im Rückspiel gegen die 2. Mannschaft aus Otterstedt einen 3:0 Rückstand zur Pause noch in einen 4:3-Sieg ummünzen (siehe Bericht). Diesmal hat es gegen die 1. Mannschaft zwar nur zu einem Unentschieden gereicht, doch war das Spiel deswegen nicht weniger spektakulär.
Nach einer kleinen Schwächephase in den letzten Wochen sind wir in der Tabelle abgerutscht, während Otterstedt als Zweiter in der Tabelle der klare Favorit für dieses Spiel war. Nur war davon im gesamten Spielverlauf nicht wirklich etwas zu erkennen.


Coach 1: Mario, was macht dein Oberschenkel?

Mario: Scheiße. Abends Diazepam, tagsüber Tilidin/Nurofen.

Coach 1: Wer braucht schon Vitamine wenn er Schmerzmittel nehmen kann.

Coach 1 und Mario Gröger, 25. Minute


In Durchgang 1 waren wir das etwas aktivere und spielbestimmendere Team. Nur die Tore schoß der Gastgeber. Der Führungstreffer gelang Otterstedt mit der ersten Offensivaktion bereits in der 9. Spielminute. Bei einem eklig hohen Ball in den Strafraum, der eigentlich eine sichere Beute für unseren Torwart gewesen wäre, mußte Tobias Hollander allerdings genau in die Sonne schauen. Dadurch gelang es ihm nicht die Entfernung von Ball und Gegenspieler richtig einzuschätzen. Und so landete der Ball mit einem Heber über Tobi in unserem Tor. Von Außen betrachtet sah Tobi da richtig scheiße aus und der Coach hätte ihn auch am liebsten auf der Stelle durch den Fleischwolf gedreht. Da es aber im ganzen Landkreis keinen Fleischwolf gibt, durch den man Tobi hätte drehen können, dafür ist er viel zu quadratisch gebaut, blieb es beim Wunsch. Daß aber die Lichtverhältnisse an diesem Tag auf dieser Spielfeldseite extrem unangenehm waren, wurde selbst nach dem Spiel vom Otterstedter Torwart bestätigt. Auch er hatte bei hohen Bällen im solaren Gegenlicht so seine liebe Mühe.

Den Ausgleich auf den Fuß hatte erstmalig Felix Polacek nach einer Ecke in der 17. Spielminute. In den flach gespielten Ball reinlaufend, kam er noch vor seinem Gegenspieler an den Ball, vorzog seinen Schuß aber durch eine falsche Höhenjustierung weit über das Tor. Und kurz darauf hatte Nassim Ghariz die große Möglichkeit, als er nach einem Diagonalball von Carsten Gloystein alleine vor Torwart stand. Bei seinem Schuß hätte Nassim aber noch ein Paket Schwarzbrot draufpacken sollen; dann hätte es mit einem Tor in dieser Szene vielleicht funktioniert. Mehr Wuchte hinter seinem Schuß packt Nassim in der 30. Minute. Aber hier traf er nach einem Eckball nur Latte und Pfosten.


„Dann soll er auch klare Kommandos geben in welche Richtung wie was geht; wenn er schon falsch Entscheidet.“

Mario Gröger über den Schiedsrichter, 57. Minute


In der 29. Minute erhöhte Otterstedt dann nach einem langen Ball in die Spitze auf 2:0. Wir waren in dieser Situation zu hoch aufgerückt und hatten im Zentrum keine ausreichende Staffelung. So mußte unser angeschlagener Innenverteidiger Patrick Wutzke, der hatte nämlich Rücken, in ein Laufduell, was er leider verlor. Und nur eine Minute später verlor Patrick rückenbedingt, er hatte nämlich Rücken, erneut ein Laufduell, aus dem durchaus das 3:0 hätte entstehen können; wenn nicht Tobi beherzt dazwischen gesprungen wäre.
Den Fehler bei 1:0, wenn es denn einer war, machte Tobi in Halbzeit 2 aber wieder wett. Wir wollten das Spiel noch nicht verloren geben und machten mehr Druck nach Vorne, doch dauerte es ca. 10 Minuten, bis wir wieder das Spielgeschehen im Griff hatten. So hatte Jan Schmidt nach etwa einer Stunde Spielzeit den mehr als verdienten Anschlußtreffer auf dem Fuß, als er am Fünfer nach einer Hereingabe von Sebastian Wrede frei zum Schuß kam. Durch unsere offensivere Spielweise und den Kräfteverschleiß ergaben sich ab der 75. Minute Räume für Otterstedt, die dadurch zu mehreren guten Gelegenheiten kamen. Aber da hatte Tobi doch entschieden etwas dagegen. Ich mehreren 1 gegen 1 Situationen, in denen Otterstedt das 3:0 hätte machen können/müssen, womit das Spiel entschieden gewesen wäre, behielt er die Nerven, holte den Flying Dutchmen raus, hielt den Ball und uns somit im Spiel; und zwar genau in dieser Reihenfolge.


„Ich bin halt zu schnell für dich!“

Christof Schreiber zu seinem Gegenspieler, der ihn kurz zuvor gefoult hatte, 79. Minute


Wir gaben nicht auf, auch wenn die Hoffnung schwand. Doch dann kam die 90. Minute und die Nachspielzeit. Ein Abstoß von Tobi landete auf höhe der Mittellinie bei Kai Gerhard Bartels, der sich im Zweikampf durchsetzen und nach einem langen Sprint den Ball am Torwart vorbei zum verdienten Anschlußtreffer einnetzen konnte. Dies war der Brustlöser, denn dieses Tor setzte noch einmal die letzten Reserven an Kraft und Willen frei, hier doch noch etwas mitzunehmen. Und die Chance sollte kommen. Ein langer Abschlag von Tobi ließ die Innenverteidigung aufspringen (… und ich sage meinen Jungs immer, laßt den Ball nicht aufspringen), wodurch der Ball erst richtig gefährlich wurde. Carsten Gloystein warf den Turbo rein und setzte den letzten Verteidiger bei der Rettungsaktion so unter Druck, daß dieser den springenden Ball nicht mehr entscheidend klären konnte. Als Carsten dieses Geschenk dankend annahm und den Otterstedter Torwart zum 2:2 überwand, brachen bei unseren Spielern alle Dämme. Selbst die Auswechselspieler hielt es nicht mehr auf den Sitzen.

Nach einem solchen Finish klingt ein Name wie Kai Gerhard Bartels wie reinste Poesie und ein Carsten Gloystein wie Sahne auf der Torte.

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