Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt – William Shakespeare

Warum sich noch quälen, wo es doch um nichts mehr geht als um die Goldene Ananas? Das vorletzte Spiel der Saison stand an und der Gegner war kein Geringerer als der Tabellendritte aus Etelsen. Die Landesligareserve hatte sich in den letzten Wochen stark präsentiert und seine Spiele gegen den direkten Tabellennachbarn TSV Bassen II oder den TSV Brunsbrock gewonnen. Erschwerend kam hinzu, dass wir bedingt durch zwei kurzfristige Absagen nur 12 Mann waren. Ole Großklaus war wegen seiner 5. Gelben Karte aus dem letzten Spiel gesperrt. Dass dies dem Trainerstab erst am Spieltag auffiel, war kein Ruhmesblatt. Unrühmlich war auch das Fernbleiben unseres Linksverteidigers, der gänzlich ohne Entschuldigung einfach nicht erschien. Warum also sollten wir uns mit dieser angeschlagenen Truppe noch anstrengen, wenn es doch um nichts mehr ging als um die Goldene Ananas? Die Antwort lautet: Weil jedes Spiel gespielt werden will, mag es auch unbedeutend sein.

Der Coach ist skeptisch: Ob das gut geht?

Mit dem Anstoß spielte Etelsen sein Spiel geduldig herunter, während wir kompakt hinter dem Ball jeden sich ergebenden Raum verteidigten. So hatte Etelsen zwar viel Ballbesitz, kam aber zu keiner wirklichen Torgelegenheit. Richtig kribbelig waren nur die 5 Minuten zwischen der 18. und der 23. Spielminute. Zunächst verschätzte sich Julian Müller bei einer hohen Hereingabe, sodass der hinter ihm lauernde Stürmer in gefährlicher Position an den Ball kam. Zwei Minuten später war es Ruven Bertram, der eine Flanke von der rechten Seite mit dem Kopf abfälschte und so erst richtig gefährlich machte. Wir hatten auch unsere Möglichkeiten, wenn auch nur wenige. In der 22. Minute setzte sich Jojo Wrede auf der linken Seite gegen seinen Bewacher durch und brachte den Ball über die Abwehr auf den langen Pfosten, wo sich Jan Schmidt völlig unbedrängt an einer Direktabnahme versuchte – und beim Versuch blieb es auch. Diese Nachtlässigkeit wurde im direkten Gegenzug fast bestraft, doch Etlesen ließ auch diese gute Möglichkeit fahrlässig liegen. Nach diesem 5-minütigen Tohuwabohu kehrt wieder Ruhe ein und das Spiel verlief wie in den ersten 18 Minuten. Etelsen spielten in aller Ruhe seinen Stiefel runter und wir verteidigten kompakt die Räume. Es passiert dann bis kurz vor dem Halbzeitpfiff auch nicht mehr viel, bis auf einen schnellen Konter, den Jonah Klein aber mit einem unpräzisen Schuß abschloss.

Maschine

In der Halbzeitpause waren fast Alle schon heftig am pumpen. Es ist halt kein Vergnügen bei hohen Temperaturen fast immer nur dem Gegner hinterher zu laufen. Aber die Performance unserer Rumpfmannschaft gegen einen erwartet starken Gegner war richtig gut. Besonders Patrick Wutzke machte auf der 6er-Position sein wohl bis dahin bestes Saisonspiel. Immer wieder stopfte er mit Unterstützung von Lucas Sebastian und Jonah Klein sämtlich sich ergebenen Lücken. Und wenn doch mal der eine oder andere Ball hindurch ging, standen da noch immer Jan, Bubi, Nassim, Christof oder Ruven. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der ersten 5 Minuten nach Wiederanpfiff, in denen Etelsen zu guten Abschlußgelegenheiten kam, konnten wir das Spiel wieder für uns stabilisieren. Etelsen spielte weiterhin seinen Stiefel in aller Ruhe runter und wir standen kompakt und konzentriert in der Defensivarbeit.


Oh, was haben wir für einen geilen Torwart.

47. min. Nicole Weber vom Seitenrand


In der 61. Minute war dann Fortuna auf unserer Seite. Markus „Sheriff“ Lihnig wuchtete seinen berüchtigten Schleudereinwurf von der rechten Seite in den Strafraum, wo Lucas Sebastian an den Ball kam. Sein verunglückter Schuß landete bei Patrick Wutzke, der am 5er stehend nur noch den Fuß hinhalten mußte. Die völlig überraschende Führung für uns war perfekt. Und nun stand natürlich die Vorstellung im Raum, diesen (unverdienten) Vorsprung über die Zeit zu retten. Und über die Zeit hieß in diesem Fall, ich zitieren aus dem Gedicht John Maynard von Teodor Fontane: … noch 30 Minuten, halbe Stund … .

Der Coach ist skeptisch: Ob das gut geht?

Allein es sollte nicht ganz reichen. Die Kräfte ließen nun doch nach und damit auch die Konzentration. Zwei Unachtsamkeiten brachten uns in der 77. und in der 80. Minute um einen 3er. Vor dem Ausgleich waren wir beim vorausgehenden Einwurf gedanklich nicht schnell genug, um die flache Hereingabe auf den langen Pfosten zu verhindern – und sie wäre zu verhindern gewesen. Und beim 2:1 sprang … ist letztendlich dann auch egal.

Am Ende war der Sieg für den Gastgeber hoch verdient. Etelsen war uns in allen Belangen überlegen, aber wir haben 90 Minuten mit einer Rumpftrupper alles dagegen gesetzt, was im Tank (plus Reservekanister) war. Wir konnten 80 Minuten den Gedanken aufrecht nähren, hier etwas mitzunehmen; und zwar mehr als nur die Goldene Ananas. Auch wenn wir am Ende mit leeren Händen da standen, waren alle Beteiligten mit der gezeigten Leistung mehr als zufrieden. Am Samstag geht es zum letzten Punktspiel der Saison 2017/18 zum SV Baden, der sich in den letzten zwei Spielen endgültig gerettet hat. Bei uns steht am Samstag eine Hochzeit an, weshalb ein Großteil der Mannschaft nicht anwesend sein wird. Doch da es für beide Teams um nichts mehr geht – außer vielleicht um die berühmte Goldene Ananas – ist dies auch nicht mehr wirklich wichtig. Es wird also eher ein Spiel für die Gallerie. Aber wer weiß? Auch dieses Spiel will erstmal gespielt werden.

 

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