Die römisch-katholische Kirche kennt 14 Nothelfer. Einer der ihren nennt sich Christophorus und wurde von Papst Pius XI. zum Schutzpatron für Autofahrer und Verkehrsmittel ernannt. Unser Nothelfer heißt fast so ähnlich. Wir nennen ihn Christof, manche nennen ihn auch Schreiber und seine wahre Bestimmung liegt darin, einer wackeligen 3. Herren-Abwehr den nötigen Zusammenhalt zu geben. Denn unsere Abwehr wackelt bedingt durch Personalsorgen und seit Saisonbeginn konnten wir bis auf den ersten zwei Saisonspielen niemals die selbe Abwehr stellen. So ging unser Hilferuf in der Not hinaus in die Welt und er wurde erhört, vom Christof, dem Schreiber. Zudem konnten wir im Sturm endlich auf den lang ersehnten Neuzugang Sigismund Anwar-Harz zurück greifen. Seine Einsatzbereitsschaft hat sich lange hingezogen und sollte sich gegen Thedinghausen als so wichtig erweisen. Ob dies jedoch so bleiben wird, steht in den Sternen. Die Personalsorgen nehmen halt nicht ab.
Aus Sicht der Verantwortlichen von Thedinghausen war das Spiel in der Kategorie „Not gegen Elend“. Zu dieser Einschätzung kann es kommen, wenn die eigenen Erwartungen höher und die Zustimmung zu der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung sehr gering war. Aber war es deswegen gleich Not gegen Elend? Was will man denn von einem Kellerduell in der 1. Kreisklasse erwarten? Hacke, Spitze, Eins-Zwei-Drei?
Coach: Fynn, hast du gestern Abend gesoffen?
An der Seitenlinie; 25. Minute
Fynn: Nö
Coach: Ob ich das glauben kann?
Co-Coach: Warum sollte er lügen, wenn er „nö“ sagt?
Die Gastgeber waren mit Anpfiff voll im Spiel; wir dagegen mussten uns erstmal etwas sortieren. Und unsere Sortierung bestand darin, dass der Schreiber erstmal alles aussortierte, was in unserem Strafraum nichts zu suchen hatte. Klappt auch ganz gut; bis zur 15. Spielminute. Fynn Lühmann wurde im eigenen Strafraum vom Stürmer regelkonform wegsortiert, der Ball um unseren Strafraum herum sortiert und abschließend per Bogenlampe zur Führung in unser Tor einsortiert. Doch diesen Rückstand konnten wir fast umgehend abschütteln. Jonas Ring spielte in der 18. Minuten einen perfekten Schnittstellenpass flach durch die gegnerische Innenverteidigung auf Sigismund, der aus kurzer Distanz zum 1:1 einschieben konnte. Im weiteren Verlauf bis zur Halbzeit hatte Thedinghausen noch die eine oder andere gute Gelegenheit zum erneuten Führungstreffer, scheiterte aber letztlich immer wieder an unserem Paul.
Das Gesamtbild sollte sich auch im zweiten Durchgang nicht groß ändern. Thedinghausen hatte mehr vom Spiel und in der Summe auch die besseren Torchancen. Das größte Ding ließ man in der 50. Minute liegen, als der zur Halbzeit eingewechselte Stürmer einen Querschläger aus 5 m über das Tor zimmerte. Dann kam die 74. Minute. Mit einer unsortierten Ballannahme ermöglichte Andy Krist den Gästen eine nahezu 100%ige Torchance, die Paul aber im 1:1 mit dem Stürmer souverän lösen konnte. Im direkten Gegenzug setzten wir zum 2. Angriff an, bei dem es nach so etwas wie Fußball aus sah. Über eine Ballstafette mit Jannik Berkhan, Fynn, Janik Kieselhorst und Sigismund und wieder Fynn gelang uns der etwas überraschende 1:2 Führungstreffer. Hätte beim Abschluss von Fynn ein Anderer gestanden als Fynn himself, das Tor wäre so mit Sicherheit nicht gefallen. Diese Ruhe vor dem Schuss, dieses geistige Erfassen der Situation, diese Umsetzung des präzise gesetzten Flachschusses; es war, als hätte der Geist von Sebastian Finke das zarte Füßchen von Fynn geführt. Es war, als hätte der alte Haudegen aus der Ferne sein ganzes Können, seine Erfahrung aus jahrelangem Abnutzungskampf in der Kreisklasse auf unseren aufkommenden Jung-Star teleportiert.
Danach nahm Thedinghausen sich selbst durch zwei überflüssige Gelb-Rote Karten aus dem Spiel. Zwar hatte man noch die eine oder andere Gelegenheit zum Ausgleich, doch mit etwas Glück, dem Pfosten, Paul und Schreiber wurden auch diese Chance aussortiert.