09.11.2014
Wegen solcher Spiele nennt sich die Liga auch 2. Kreisklasse. Nein, das Spiel hatte keine Klasse, es war nur das klassische Gebolze im sonntäglichen Gestrüpp unterklassiger Mannschaften. Sicher, der sehr kleine Platz in Bierden hat hierzu im nicht unerheblichen Maße durch Länge = Breite beigetragen und ließ sowas wie Spielkultur nicht aufkommen. So war der gepflegte Langpaß in die Spitze auch das Wahl der Mittel beider Mannschaften.
Die größte Gelegenheit für Achim in Halbzeit Eins ergab sich nach einem kapitalen Bock von Mario Gröger. Anstatt den Ball einfach zur Seite zu Klären, ging Mario unnötiger Weise kurz vor dem eigenen Strafraum ins Dribbling, wo er den Ball verliert. Doch Kai Bartels, der wieder einmal aushilfsweise ins Tor mußte, eilte dem heranstürmenden Angreifer todesmutig entgegen und konnte mit vollem Körpereinsatz einen frühen Rückstand vereiteln. Zum Glück war dies dann auch der letzte Bock unserer Abwehr an diesem Tag. Zuvor hatte sich bereits Artur Stolp auf der rechten Verteidigerposition die eine oder andere Mentalpause genommen und aus den letzten Monaten ist man von unserer Mannschaft ja durchaus einiges gewöhnt. Aber auch wir hatten unsere Torgelegenheiten durch Carsten Gloystein oder Johannes Wrede. Insgesamt hatten wir in der ersten Hälfte große Schwierigkeiten im Spielaufbau, da Achimer besonders im Mittelfeld körperlich sehr präsent war und wir keine geeigneten Mittel dagegen setzen konnten. So wurde nahezu jeder Abstoß von uns durch einen Achimer Spieler ohne große Gegenwehr erobert. Aber Achim konnte diese Dominanz nicht in Torchancen umsetzen. Immer wieder wurde der Ball aus der eigenen Abwehr hoch vor unseren Strafraum geschlagen, wo jedoch Mario Gröger einen Ball nach dem Anderen lässig abräumte.
Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag. Bereits nach 2 Minuten führte ein Angriff über unsere rechte Seite durch Artur zu einem Freistoß in aussichtsreicher Position – so 22 m vor dem Tor von Rot-Weiß. Dies war eine ideale Position für einen Linksfuß und Carsten Gloystein legte sich den Ball in aller Ruhe zurecht. Humorlos, geschmacklos und gänzlich ohne Raffinesse trat Carsten den Ball mit aller Wucht hart und flach in die doch etwas lückenhafte aber vielbeinige Mauer von Rot-Weiß Achim. Nur am Rande sei an dieser Stelle erwähnt, daß gleichzeitig mit dem Ball auch ca. 283 g reiner Naturrasen samt Wurzelwerk und anhaftendem Boden in Richtung Tor von Rot-Weiß transportiert wurden. Von der Mauer abgefälscht sprang der Ball vor der Füße des Innenverteidigers, der sichtlich überrascht über die sekundäre Flugbahn mit einer weiteren Schienbeindeflektion für eine ebenfalls unangenehme Überraschung beim eigenen Torwart sorgte. Kurz um: Es stand 0:1 für uns. Nach dieser Führung wurden die Angriffsbemühungen der Achimer intensiver und unsere Abwehr stand noch mehr unter Druck.
Dem Ausgleichstreffer in der 70. Spielminute ging ein Freistoß für Achim im Niemandsland des Mittelfelds voraus. Schnell ausgeführt ging der Ball auf einen Achimer Spieler im Anstoßkreis. Von dort konnte dieser sich den Ball einmal in aller Ruhe vorlegen und wie mit einem Vorschlaghammer aus 40 m auf unser Tor schießen. Weil wir in dieser Situation ohne Not sehr tief standen, bekamen wir hier zu spät Druck auf den Ballführenden; geschweige denn ein Körperteil in die Schussbahn. Den Schuss, der schon ziemlich Dampf hatte, konnte unser Aushilfstorwart Kai nur noch vor die Füsse eines Stürmers abprallen lassen; der Rest war Formsache. Bei einem regulären Torwart müßte man jetzt von einem krassen Torwartfehler sprechen. Bei Kai streichen wir das krass und belassen es beim Torwartfehler. Achim drängte danach auf den Führungstreffer und mit etwas Ballglück in der einen oder andere Situation hätte es auch in unserem Tor klingeln können. Aber unsere Doppelsechs mit Carsten und Nico hat speziell in dieser Phase des Spiels ganze Arbeit geleistet und viele Bälle der Achimer schon im Spielaufbau abgefangen. In letzter Linie klärte zudem Mario humorlos in einer ihm uneigentümlichen ruhigen Art und Weise den letzten Rest, der dann doch mal durch kam.
‚Jojo‘ Wrede hatte in der 80. Minute mit der wohl größten Chance der 2ten Halbzeit die ganz große Möglichkeit auf dem Fuß, das Spiel für uns zu entscheiden. Zwei Abwehrspieler von Rot-Weiß wurden in der Rückwärtsbewegung von Till Knutzen und Nils Fischer derart in Bedrängnis gebracht, daß der Außenverteidiger in Folge dieser Pressingaktion einen unsauberen Paß in die Mitte spielte. Die Ballannahme des Achimers mißlang und Jojo, der mit der Einwechselung von Till ins zentrale Mittelfeld beordert wurde, antizipierte diesen Paß und konnte dem Achimer mit der Ballannahme denselben abnehmen. Sekunden später stand Jojo zentral ganz allein vor dem Torwart. Der Rest dieser 100%igen Torchance verschwand jedoch im Nebel der Außenristpräzision.
Zu zwei unschönen Szenen kam es in der 79. und der 85. Spielminute, in denen jeweils ein Spieler von Rot-Weiß Achim mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. In beiden Fällen gab es erst Gelb wegen Meckern. Und als sich der verwarnte Spieler dann noch immer nicht beruhigen wollte oder konnte oder sollte oder durfte oder was auch immer, schickte der souverän und ruhig leitende Schiedsrichter Olaf Georg denjenigen mit einer weiteren Gelben Karte konsequenter Weise vom Platz.
Rot-Weiß Achim betrieb viel Aufwand und war bis zur 1. Gelb-Roten Karte deutlich präsenter in den Zweikämpfen als unsere Mannschaft. Letztendlich sprang aber nicht viel an Tormöglichkeiten dabei heraus. Die Anzahl der Chancen war auf beiden Seiten gleich, wobei wir die klarere Chance auf den Siegtreffer hatten. Letztendlich geht die Punkteteilung daher in Ordnung.