Ischa Freimaak …

Es war mal wieder ein typischer Spieltag für eine 3. Herren in der 1. Kreisklasse Verden. Standen am Freitag Abend noch 19 Spieler auf dem Nominierungszettel und die Coaches hatten mal wieder die Qual der Wahl, kamen, beginnend mit Samstagabend, die Absagen herein; die letzten 2 nur wenige Stunden vor Anstoß per WhatsApp. Damit waren sämtliche Überlegungen zur Aufstellung obsolet. Die gefühlt schwerwiegenste Absage war dabei die von Carsten Gloystein, der wegen einem außerplanmäßigen Spaziergang im Französischen Garten in Celle seine fest eingeplante Teilnahme absagen musste. Four men down – 15 to go. Weitere Ausfälle konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, denn unser Capitano Enrico Gröger hatte mit Knie und Eduard Denhof mit Nachwirkungen vom vortägigen Besuch des Bremer Freimarkts zu kämpfen. Schöne Aussichten (wie ich im späteren Gespräch mit T. Schuler vom TSV Achim III erfuhr, war die personelle Situation bei Achim III nicht wirklich besser). Da hätte der Coach gerne selber einen langen Spaziergang unternommen. Und genau zu diesem Zeitpunkt stellte der Coach zur Enttäuschung Aller fest, daß die Videokamera in der Hektik am morgentlichen Früstückstisch vergessen wurde.


Eduard: Wieso zu wenig Leute? Wir sind doch 15 Mann!

Nassim: Ja, aber nur weil du noch immer doppelt siehst!

Eduard: *lautes Gelächter* Der war nicht schlecht, Nassim.

45 Minuten vor Anstoß in der Kabine


Wegen der räumlich sehr beengten Kabine in Achim musste die neue Aufstellung von den Trainern in der Dusche ausgeknobelt werden.

Zwischenzeitlich in Celle – 12:28 Uhr: Carsten Gloystein hatte seine frisch geputzten schwarzen Sonntagsausgehschuhe aus hochwertigem Leder angezogen und sich den körperbetonten Lodenmantel von Burberry übergeworfen. Wenn er schon nicht an einem so wichtigen Spiel teilnehmen konnte, so sollte der Spaziergang ein vergleichbares Erlebnis werden. Schwungvoll, als wolle er eine gegnerische Abwehrreihe umspielen, betrat er die Magnusstraße mit Blickrichtung Französischer Garten.

Das Spiel begann mit 10-minütiger Verspätung auf einem recht kleinen Platz, der dem Trainerteam die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Denn, und eifrige Mitleser werden es wissen, kleine Plätze können wir nicht. Das letzte Spiel, welches wir auf einem kleinen Platz gewinnen konnten, datiert vom September 2015. Trotz dieser eher negativen Historie begannen wir das Spiel mit dem Willen zur Dominanz. Wir wollten hier von Beginn an klar stellen, daß die drei Punkte mit nach Oyten genommen werden. Wir ließen Achim über weite Strecken kaum zur Entfaltung kommen und konnten viele Bälle bereits im Mittelfeld gewinnen. Durch diese frühen Ballgewinne kam Johannes Wrede immer wieder in gute Schußpositionen aus der 2. Reihe. Aber ihm fehlte häufig die Präzision oder der Blick für den besser postierten Mitspieler. In der 22. Minute hatte Jojo die Gelegenheit zur Führung. Doch der Torwart der Heimmannschaft konnte mit einem starken Reflex den Ball noch aus der kurzen Ecke fischen. Und über unsere rechte Seite machte Christian Bott immer wieder Alarm. Er hat, dies kann man sicher so sagen, die ganze rechte Seitenlinie nicht nur bearbeitet, er hat sie robottet. Doch ein Treffer wollte uns nicht gelingen. Letztendlich fehlte es beim letzten Pass in die Spitze immer an der nötigen Genauigkeit. Mal war der Ball zu lang, mal zu kurz. Mal wurde er in den Rücken und mal gar nicht gespielt.

Zwischenzeitlich in Celle – 13:41 Uhr: Carsten Gloystein hatte sich inzwischen mitsamt Regenschirm um den Teich im Französischen Garten gedribbelt und war nun auf der rechten Außenbahn, die parallel zum Magnusgraben verläuft. Flotten Schritts folgte er dem Fußweg in Richtung Ostnordost und ließ dabei alle anderen Parkbesucher wie Eckfahnen stehen. Durch den Regen der letzten Tage war der unbefestigte Weg so aufgeweicht, daß bei jedem Schritt kleine Brocken von Matsch durch die Luft flogen. Sein Blick fiel sorgenvoll auf seine mittlerweile mit Dreck bedeckten Lederschuhe und ein freudiger Gedanke breitete sich blitzartig in seinem Kopf aus: „Mit Dreck drauf sehen die Schuhe jetzt fast wie meine Adidas-Stollenschuhe mit Panzertape aus!“

In der 30. Minute hätte es uns bei einem Achimer Konter fast erwischt. Im eigenen Angriff verpaßten wir vor dem gegnerischen Strafraum die Aktion abzuschließen, woraus sich ein unnötiger Ballverlust ergab. Achim spielte das Mittelfeld überbrückend sehr schnell in die Spitze und Christof Schreiber konnte dem enteilten Stürmer nur hinterher rennen. Dieser zog kurz vor der Strafraumlinie von halblinks in die Mitte, um alleine vor unserem Torwart in eine bessere Schußposition zu kommen. Bei dieser Aktion verlor er auf dem nassen Rasen jedoch (zum Glück für uns) jegliche Bodenhaftung und rutschte aus. So ging es trotz Bemühen mit einem 0:0 in die Halbzeit.


Eduard: Wie gut, daß der Nassim keinen Alkohol trinkt. Dann ist wenigstens einer in der Abwehr nüchtern.

30 Minuten vor Anstoß in der Kabine


Die ersten 10 Minuten der 2. Halbzeit standen ganz im Zeichen von Capitano Enrico Gröger. Produzierte er in der 2. Minute nach Wiederanpfiff noch zwei katastrophale Fehlpässe im Aufbauspiel, die durchaus fatal hätten enden können, kam selbiger Gröger in der Folgezeit bei zwei eigenen Eckstößen im gegnerischen Fünfmeterraum relativ ungestört zum Kopfball – da hätte es dann eigentlich auch mal klingeln müssen. Doch bei beiden Kopfstößen ging der Ball über das Quergebälk. Insgesamt verlief die 2. Halbzeit sehr ähnlich wie die 1. Hälfte.

Lustig ist das Goalgetter und Vorbereiter-Leben. Andy Krist und Eduard Denhof in Aktion bei der Aftergame-Party vor der Kabine.

Der erlösende Treffer zur 0:1 Führung fiel in der 74. Minute durch Andy Krist. Nach einem Ballgewinn durch Eduard im Mittelfeld gelangte der Ball zu Felix Polacek in zentraler Position vorm Strafraum. Felix konnte mit einiger Mühe den Ball wieder auf Eduard Denhof ablegen, der den Ball zu Andy (allerdings in sehr abseitsverdächtiger Position) durchstecken konnte. Mit einem Flachschuß ins lange Eck war das die ersehnte Führung. Achim blieb keine lange Zeit um auf diese neue Situation zu reagieren, denn bereits in der 76. Minute erzielte wiederum Andy Krist nach einem Freistoß von Eduard die 0:2 Führung. Der Freistoß flog im Strafraum an Freund und Feind vorbei und fiel am langen Pfosten herunter, wo Andy nur noch den Fuß hinhalten mußte.

Von seiner Beteiligung an beiden Treffern und, was noch wahrscheinlicher ist, von den Nachwirkungen des Besuchs des Bremer Freimarkts am Vorabend trieb er es jetzt zu bunt. In der 82. Minute zog sich Eduard mitten im Spiel und ohne ersichtlichen Grund sein Trikot aus. Alle Umstehenden waren von dieser Aktion völlig überrascht. Selbst der Schiedsrichter traute seinen Augen nicht und brauchte erstmal einige Sekunden zur Situationsbewertung.

Edu hat die Haare schön

Mit den Worten „Was stimmt mit dir denn nicht?“ schaute er Eduard tief in die Augen, ermittelte kurz seinen aktuellen Alkoholpegel und zeigte ihm anschließend die Gelbe Karte. Achim stellt jetzt auf 3 Stürmer um, um vielleicht doch noch dem Spiel eine Wende zu geben, konnte unsere Abwehr in den verbleibenden 10 Minuten aber nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. Wir spielten das Spiel jetzt runter und hätten bei einigen Kontern den Sack endgültig zumachen können, doch Benny Jurczyk wurde gefühlt 5 mal in aussichtsreicher Position von seinen Mitspielern übersehen.

Zwischenzeitlich in Celle – 15:17 Uhr: Carsten Gloystein hatte den Französischen Garten mitleiweile umrundet und war im Cafe Müller am Südwall eingekehrt, um bei einer heißen Schokolade mit Apfelkuchen seine kalten Knochen zu erwärmen. Auch wenn er in Achim nicht vor Ort war, verfolgte er das dortige Geschehen doch über den Live-Ticker bei WhatsApp. Und als das 2:0 von Andy Krist um 14:42 Uhr vom anderen Andy, dem Itzen, verkündet wurde, huschte ihm doch ein spitzbübisches Lächeln über die Lippen. „Die können ja auch ohne mich“ dachte er noch und schlürfte genüßlich an der heißen Schokolade mit Sahnehäubchen, die aus leichter Entfernung ganz wie ein Elfmeterpunkt aussah.

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