Herbst-Fischer-ei

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke, 1902

Herbst, Zeit der Farben, Zeit der Ästhetik. Was noch Grün war vor wenigen Wochen, leuchtet nun in Gelb- und Orangetönen von den Bäumen. Ganz so, als hätte ein bekiffter Maler seine Farbtuben über die Welt ausgedrückt. Und die Sonne, sie will noch nicht weichen, ihr Licht wird weich, verliert merklich ihre Kraft. Seneszenz und Blatt-Abszission gehören zum Herbst wie das Bier zur 3. Herren. Und betrachtete man nur die 1. Halbzeit gegen den SV Hönisch II, man könnte der Meinung sein, dass da auch Seneszenz mit im Spiel war.

Doch welch ein Start in den 10. Spieltag der 2. Kreisklasse war das bitte wieder? Von Oko kam die Nachricht, dass er sich bei einem Sturz vom eScooter in Essen ein dickes Knie zugezogen hatte. Jan Schmidt steckte auf der Autobahn vom Kurztrip in den Harz fest und das DFBnet-System verweigerte die Erstellung des Spielberichtsbogen. Konnte es bei diesem so wichtigen Spiel denn noch schlimmer kommen? Ja, konnte es. Nach 25-minütiger Fahrt über die A27 Richtung Verden stellten wir erst auf dem Parkplatz in Hönisch fest, dass wir die Trikots in Oyten vergessen hatten. Tobias Hollander, Fachmann für Logistik, hatte diese in einem Fahrzeug deponiert, welches für die Auswärtsfahrt nicht vorgesehen war. Also musste der Co-Trainer Lars Weber mit der Tochter den ganzen Weg zurück fahren, um mit den Trikots ca. 15 Minuten vor Anstoß wieder in Hönisch zu sein.

Die Geschichte zum Spiel ist recht schnell erzählt. In Durchgang Eins waren wir überhaupt nicht im Spiel, trotz einiger guter Möglichkeiten. Die beste hatte zunächste Mario Gröger, der nach Balleroberung nach vorne drang und nach einem Doppelpass mit Andy Krist alleine in den Strafraum eintauchte. Der nacheilende Verteidiger kam bei der Rettungsaktion den Bruchteil einer Sekunde zu spät und traf Mario am Fuß, was selbigen zu Fall brachte; also den Fuß UND den Mario, weil beide ja eine Einheit darstellen und irgendwie zusammenhängen. Der Schiedsrichter erkannte hier aber weder auf Foulspiel, noch auf Eckstoß oder Schwalbe. Bei konsequenter Regelauslegung hätte es hier zumindest einen Strafstoß geben müssen. Gab es aber nicht und so ging es weier. Die nächste Großchance hatte Nassim Ghariz, der ohne gegnerische Beeinträchtigung den Torwart im 1 zu 1 Duell nicht überwinden konnte. Zudem musste Jan Schmidt ab Mitte der ersten Hälfte nach einem Zusammenstoß mit seinem Gegenspieler mit einem Cut über dem rechten Auge das Spielgeschehen von Außen betrachten. Für ihn ging es trotz Notfallmaßnahmen nicht mehr weiter.

Die ganze Zeit hinterm Tor warm laufen. Darauf kam ich einfach nicht klar. Das war wie beim Sex nur zugucken zu dürfen.

Ole Fischer – Mannschaftsbesprechung
Der Kampf hinterließ deutliche Spuren bei Jan

Wir fanden die ganze erste Halbzeit nicht ins Spiel und hatten im Mittelfeld keinen richtigen Zugriff auf den Gegner. Trotz der qualitativ besseren Torchancen machte Hönisch den wuchtigeren und zielstrebigeren Eindruck. Es musste also was geschehen. Nach einer kurzen und knackigen Ansprache von Kapitän Christof Schreiber und einer absolut genialen Systemumstellung ging es in die zweite Runde. Zudem kam Ole Fischer für Oko ins Spiel. Und bereits nach wenigen Minuten sollte sich seine Einwechslung auszahlen. Ole, also der Fischer, schien sich an das Auswärtsspiel in Hönisch vor 4 Jahren, ebenfalls im Oktober, zu erinnern, als er aus ähnlicher Position das 1:1 durch Jan Schmidt vorbereitete. Von Andy Itzen auf die rechte Außenbahn geschickt, lief Ole, also der Fischer, die Seitenlinie entlang und fand mit seiner flachen Hereingabe kurz vor der Torauslinie Johannes Wrede. Eine Ballannahme, eine Drehung, ein Schuss, ein Jubel und der Ausgleich war erzielt. Das Spiel lief nun besser für uns und im Mittelfeld hatten wir jetzt deutlich bessere Präsenz. Lediglich um die 70. Spielminute hatten wir eine kurze Phase von 4 Minuten der Unachtsamkeit und gestatteten Hönisch einige Gelegenheiten zur erneuten Führung. Aber auch wir hatten in der 80. Minute die große Gelegenheit, das Spiel zu entscheiden. Jojo spielte einen wunderbaren Schnittstellenball in den Lauf von Ole, also dem Fischer, der den Ball mit viel Schnitt am Torwart vorbeilegen konnte, leider aber nur den Pfosten traf. Dies wäre natürlich die Geschichte des Spiels gewesen. Der Coach hatte sich nämlich beim Schuss von Ole, also dem Fischer, schon zum Jubel bereit gemacht und sich für diesen taktischen Schachzug seiner Einwechslung innerlich abgefeiert. Daraus ist dann aber leider nichts geworden.

Ole G.: Lag es wirklich an der Systemumstellung, dass wir hier noch ein Unentschieden geholt haben?
Coach: Natürlich …

Taktische Spielnachbesprechung

Und als sich alle Beteiligten schon mit der Punkteteilung abgefunden hatten, schlug er wieder zu; der Gröger’sche Wurstschalter. Betroffen davon war diesmal allerdings Mario Gröger. Sekunden vor seinem Wurstpass zurück auf Tobias Hollander, der ihm total misslang, konnte man es deutlich klicken hören. Da war es wieder; dieses Geräusch, wenn die Wurst umgelegt wird. Hönisch fackelte nicht lange und machte das 2:1. Mit dem Mute der Verzweiflung fuhren wir noch einmal einen Angriff, der nach einem Einwurf in den Strafraum zum Elfmeter führte. Felix Polacek wurde beim Kampf um den Ball im Stile eines Ringers griechisch-römisch regelrecht zu Boden gerungen. Der Schiedsrichter zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. Felix lud sich die Verantwortung auf die Schultern und hämmerte das Spielgerät flach und umhaltbar in die Ecke zum letztendlich leistungsgerechten 2:2.

SV Hönisch II vs TV Oyten III – 2:2

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